alles entspannt?!
Ach ja, einer dieser Tage… Schon mit dem Aufstehen stimmt irgendetwas nicht. Was ist heute los? Hier also mein Tag:
Wir hängen in der Luft, sind mal wieder in der Warteposition. Schlecht für die Grundstimmung. Für nicht ganz so geduldige Menschen auch nicht ganz so easy… Wir warten auf unser Visum, um endlich unser heißersehntes Abenteuer beginnen zu können. Alles ist darauf ausgelegt. Wir sind bereit. Doch auch heute morgen wieder keine Email…
Heute Morgen kommt der Kindergarten ins Haus. Dafür muss natürlich einiges vorbereitet werden, gerade auch für den Zweitklässler, der seine geliebten Spielzeuge nicht in den Händen von einer Horde Kindergartenkids wissen will. Und als sie kommen, konnte ich es verstehen! Es waren wirklich viele 😉
Eigentlich war es ganz niedlich. Alle waren so lieb und wirklich süß. Aber eben nur eigentlich, denn mein Kopf war woanders.
Als mein Sohn nach Hause kommt, gibt es – trotz meiner großen Bemühungen alles exakt wiederherzustellen – riesen Ärger. Ein riesen Streit bricht vom Zaun. Viel Aufgestautes, Unausgesprochenes wie ich mal wieder merke.
(Sprecht alles aus – nur gelöste Sachen können Heilung bringen! Das mal schnell am Rande 😉 )
Eine herzliche Versöhnung mit ehrlichen Worten folgt, doch das miese Gefühl will nicht ganz verschwinden.
Es folgt nachmittags ein fieser Schwindelanfall – hatte ich noch nie. Hmm…
Ok, abends möchte ich mir also endlich ein bisschen Entspannung gönnen. „Yoga& Stressmanagement“ sind im Angebot, das hört sich für heute doch prima an.
Doch wie ich erfahren habe, bekam ich meine ganz eigene Yogalehre…
Mein Mann kommt zu spät, ich muss in die Yogastunde rasen, fühle mich gehetzt. Ich renne in die Umkleidekabine, schmeiße meine Sachen in den Schrank, der nicht schließt. Also alles wieder raus und in einen anderen (hui, wirklich einer dieser Tage, oder??!!!!). Ich renne zum Yogaraum, es ist 18.10 Uhr – richtig, um 18 Uhr begann die Stunde.
Die Tür ist zu. Mist. Ich zögere kurz, schleiche mich dann aber doch rein und schließe die Tür. Und dann bemerke ich, dass ich mich im Raum geirrt habe und die Stunde gerade zuende geht. „Namasté“.
Ich warte kurz, bis alle die Augen geöffnet haben… da stehe ich, mitten im Raum. Ich entschuldige mich herzlich und schleiche wieder zur Tür, ein netter Yogi lächelt mich mitfühlend an und sagt der von mir gesuchte Kurs findet ein Raum weiter statt.
Ich entschuldige mich noch mal und der Yogalehrer antwortet:
„Ja, das Karma wird es schon richten!“
Autsch.
Ich sage nichts, muss mich ja immer noch beeilen und gehe in den nächsten Raum, wo ich zwar nett empfangen werde, doch den Kommentar des Yogalehrers werde ich noch nicht ganz los. Einatmen – entspannen, ausatmen – loslassen. Ich übe. Und übe…
Und hier lehre ich mich selbst. Lass los. Nimm dir nicht den Moment. Fang den Ball nicht auf… Ok, ich versuche es. Und werde geprüft…
Die Stunde ist anders! Ganz anders.
Meinen Schülern sage ich stets: Lasst euch darauf ein, nehmt es an. Wertet nicht. Das tue ich natürlich jetzt auch – mit meinem Tag im Nacken versuche ich es zumindest.
Ich schaue nicht auf die Frau, die ständig kichert und alle beobachtet. Sie sieht aus wie meine Schwägerin… Nicht hinschauen, atmen, bei mir bleiben.
Den Mann mit den langen Fußnägeln neben mir nehme ich auch kaum wahr. Ein und aus… Ein… Meine Nägel könnte ich auch mal wieder machen… und aus….
Der Lehrer vorn schüttelt den ganzen Körper, schmeißt die Arme in die Luft und ruft das Mantra „HAAAAARRRRR“… ok, das kann ich bestimmt auch. Warum muss ich nur so dringend pinkeln!?
Meine Güte, mein Geist! Ungutes im Radio schalte ich doch auch aus, das möchte ich auch hier tun. Mich auf Neues einlassen. Die Übung annehmen.
Es ist Zeit für Savasana, das kann ich. Doch der Mann neben mir bleibt nicht achtsam, er schnarcht! Ein und aus…
Ich schreibe in Savasana schon gedanklich diesen BLOG.
Und kann endlich lächeln!
WHAT A DAY!
Was möchte mir das Universum heute mitteilen???
Ich reflektiere – und nehme ganz viel mit.
Eine Schülerin fragte mich neulich: „Machst du denn jeden Tag Yoga zuhause?“ Ich bin dann in die Falle getappt und habe gesagt: „Nein, das schaffe ich auch nicht immer.“
Aber ich korrigiere mich! JA, das tue ich! Immer! Mehrmals am Tag. Und ich liebe es.
Denn Yoga findet nicht nur aktiv auf der Matte statt!
Es ist die Art wie wir leben. Wie wir denken. Wie wir mit uns und der Umwelt umgehen, zur Ruhe kommen und nach innen schauen. Asanas sind nur ein Teil von vielen!
Mein Tag heute bringt mich noch immer zum lächeln.
Vielleicht wäre es mehr Yoga gewesen einfach auf der Couch zu bleiben.
Vielleicht sollten wir es nicht immer anders/ leicht/ besonders fancy haben wollen.
Immer nur in die bekannte Yogastunde gehen ist Komfortzone. Die Stunde heute war eine tolle Herausforderung! Ich habe wirklich viel gelernt, das meiste über mich selbst. Über Menschlichkeit, die liebenswert ist.
Und auch nach der Stunde nicht mehr zu wollen, vielleicht noch eine Meditation mitmachen oder in die Sauna gehen, sondern einfach – so wie ich mich grad fühle – in meinen Pyjama schlüpfen und in mein Bett zu kriechen. Mir selbst treu zu bleiben. Mein Yoga.
So hart es auch manchmal scheint, wenn ich reflektiere komme ich meist dahinter. So auch heute. Es war ein guter Yoga Tag! Ich bin sensibel und fühle mich dadurch lebendig. Ich bin dankbar für die Erfahrung. Denn schon morgen weiß ich was ich anders machen werde…
Namasté, von Herzen, eure Alex