das Glück liegt in den kleinen Dingen…
… heißt es so schön. In meinem Fall liegt das Glück im Kinderwagen, zumindest seitdem ich Mutter bin.
Wenn ich mit diesem kleinen Bündel Glück durch die Felder und Wälder spaziere, abseits des Stadttrubels, dann merke ich, wie er die Welt entdeckt.
Jeder Baum wird angeschaut, jedes Blatt unter die Lupe genommen, aus seinem Kinderwagen starrt er oft minutenlang in den Himmel und ist völlig fasziniert.
Ich muss es ehrlich zugeben, meist warte ich ungeduldig darauf, dass ihm die kleinen, müden Äuglein endlich zufallen, doch manchmal spüre auch ich sie.
Diese Magie, die uns jeden Tag umgibt.
Und plötzlich schaue auch ich mir die Bäume genauer an, die im Herbstlicht in allen Farben schimmern; den Himmel, der so strahlend blau leuchtet, als wollte er sagen: „Hallo, heb mal den Blick von deinem Handy und schau mich an“.
Mein Kind hat mich gelehrt, diese Dinge wieder wahrzunehmen. Dinge, die mir ganz normal und banal erscheinen.
Aber mein Alltag ist seine Kindheit.
Und die ist voller neuer Eindrücke, Tag für Tag.
Ein Taschentuch, das man zerreißen kann – der Wahnsinn.
Ein Löffel, mit dem man auf den Tisch klopfen kann – ein riesen Spaß.
Ein Gitterbett, an dem man sich hochziehen kann – eine tolle, neue Herausforderung.
Seit kurzem sitzt mein Sohn in seinem Hochstuhl und bekommt Brei zu essen. Es dauert manchmal ewig, ihn zu füttern, weil er links plötzlich eine Tür schließen hört und rechts die Spülmaschine piepst. All diese Geräusche nehme ich schon gar nicht mehr wahr, doch für meinen Sohn sind sie Neuland und hochspannend.
Wenn er mit seiner Aufmerksamkeit dann mal beim Möhren-Kartoffel-Brei ist, dann erkundet er den Löffel mit den Zähnchen, steckt die kleinen Finger ins Essen oder studiert eingehend die Kleckse auf seinem Lätzchen.
Alles ist neu und alles ist ein Abenteuer.
Ich finde das toll und merke, dass ich anfange, die kleinen Dinge des Alltags wieder wahrzunehmen und wertzuschätzen. Zum Glücklichsein bedarf es nicht viel, das zeigt mir mein Kind jeden Tag.
Klar, ist so ein Mama-Alltag anstrengend und manchmal macht mein Kleiner mich wahnsinnig, wenn er nicht schlafen will. Manchmal wünschte ich, alles würde ein wenig schneller gehen und manchmal bin ich einfach nur total fertig, blicke auf den Tag zurück und frage mich ernsthaft: „Was habe ich heute eigentlich gemacht?“
Aber dann sind da wieder diese kleinen Momente voller Liebe.
Wenn ich nachts todmüde vor ihm stehe, genügt ein Glucksen von ihm und mir geht es gut.
Wenn ich gereizt bin und ihn anfahre, genügt ein Lächeln von ihm, um mich zu entspannen.
Wenn ich erschöpft auf dem Sofa liege, genügt ein sabbernder Kuss von ihm und ich fühle mich wieder voller Energie.
Das klingt nach typischem Mamaklischee, es ist aber wahr.
Oft stressen wir uns im Leben viel zu sehr, anstatt es wie ein Kind zu betrachten.
Als ein Abenteuer und ein großes Spiel.
Ein Spiel, in dem es im Grunde nur darum geht, in den kleinen Dingen das große Glück zu finden, den Alltag bewusst zu erleben und jeden Tag mindestens einmal aus vollem Herzen zu lachen.
So wie mein Sohn, der dafür noch nicht mal einen Grund braucht.
(Gastartikel von Claudia von Mutterkutter)